Zu allererst möchten wir klarstellen, dass wir uns auf jeden Fall strikt gegen jegliche Massentierhaltung aussprechen. Wenn man aber Kühe und Kälber artgerecht hält und die Tiere mit Respekt behandelt, sehen wir keinen Grund warum man auf Milchprodukte verzichten soll. Die Diskussion wie gesund oder ungesund Milch ist wollen wir jetzt aber außen vor lassen, denn da muss eh jede/r für sich selbst entscheiden was er/sie für richtig hält. Für uns als „Selbstversorger“ ist Milch jedenfalls ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Ernährung. Wie Oma schon sagte: Wenn man eine Kuh im Haus hat kann man nicht verhungern
Bevor wir näher darauf eingehen, was für uns artgerecht und respektvoll bedeutet, wollen wir euch unsere beiden Kühe kurz vorstellen:
Das ist unsere gute alte Morena. Sie ist mittlerweile schon fast 12 Jahre alt und war unsere erste Kuh. Sie hatte ganz viel Geduld mit uns, als wir den Umgang mit Kühen im Allgemeinen und das Melken am Anfang erst richtig lernen mussten. Überhaupt ist sie ziemlich relaxt…und auch stur, vor allem stur…aber für uns die beste Kuh die man sich wünschen kann!
Und das ist Mini Chocolata. Sie lebt seit über zwei Jahren bei uns. Mini ist lustig, neugierig, angenehm klein und einfach zu handhaben. Aber auch furchtbar nervös und nachtragend. Letztes Jahr mussten wir ihr leider mal Antibiotika spritzen, danach hat’s Monate gedauert bis Andi sie wieder anfassen durfte. Nicht mal Ohren kraulen…
Haltung & Futter:
Mini und Morena werden ausschließlich auf der Weide gehalten und suchen sich somit ihr Futter zum Großteil selbst. Nur ab und zu im „Winter“ ,wenn das Gras knapp ist, müssen sie sich mit Heu begnügen. Manchmal gibt’s auch „Bananenstamm-Salat“, Guayaba, Orangen(schalen), Mangos, diverse Blätter oder was halt grad so anfällt.
Wenn sie Milch geben, bekommen sie zusätzlich täglich ca. ein halbes Kilo Kraftfutter, da die Weiden hier leider ein bisschen zu einfältig sind. Das ist eine fertige Mischung aus Mais-,Reis-,Erdnuss- und leider auch Sojaresten, Orangenschalen, Zuckerrohrmelasse, Vitaminen und Mineralien. Der Versuch dieses Kraftfutter ganz weg zu lassen, hat bedauerlicherweise nicht funktioniert, weil bei Kuh und Kalb innerhalb kurzer Zeit Mangelerscheinungen aufgetreten sind. Aber wir sind auf der Suche nach Alternativen.
Befruchtung & Geburt:
Ca. 2 Monate (manchmal dauerts auch länger) nach der letzten Geburt, fangen die Kühe normaler-, bzw. natürlicherweise – d.h. ganz ohne zusätzliche Hormone – an zu „stieren“.
Wenn wir das bemerken, machen wir einen Ausflug zu einem Stier in der Nachbarschaft. Da fängt selbst die faule Morena zu laufen an
Gute 9 Monate später wird dann das Kalb geboren. Weil die Kühe viel Bewegung haben, geht das bei uns normalerweise ganz von alleine und ohne Probleme. Zumindest war das bis jetzt bei allen unseren 7 Kälbern so und zwei Mal durften wir so eine Geburt schon beobachten.
Mutterkuh-Haltung & Milchgewinnung:
Das Kalb darf die ersten paar Tage rund um die Uhr bei der Mama bleiben, danach werden die beiden nur über Nacht getrennt. Manchmal liefern Mini und Morena die Kälber am Abend sogar selber beim Stall ab. Man könnte fast glauben, sie bringen sie ins „Bett“ um ihre Ruhe zu haben
Morgens werden die Kühe gemolken, wobei ungefähr eine Hälfte der Milch für uns, die andere Hälfte für das Kalb ist. Tagsüber sind Kühe und Kälber gemeinsam auf der Weide und die Zwerge können trinken so viel und oft sie wollen.
Mini und Morena sind bei weitem keine Hochleistungskühe, trotzdem ist mehr als genug Milch für alle da. Die Kälbchen sind wohlgenährt und wir können uns an Käse, Joghurt, Topfen, Butter und vielem mehr erfreuen!
Nach 6-7 Monaten sind die Kälber groß genug und fressen ausreichend Gras, um sie von der Milch zu entwöhnen. Wir melken die Kühe noch weiter, bis 2-3 Monate vor der nächsten Geburt. Dann stellen wir sie „trocken“, damit sie sich auf die neue Laktationsperiode vorbereiten können.
Je nach dem wie viel Gras wir haben, behalten wir die Kälber noch eine Weile oder müssen sie verkaufen. Dann schauen wir aber, dass sie zu Nachbarn kommen, wo sie es gut haben und wo sie auf der Weide großgezogen werden.
Für die kommerzielle Milchwirtschaft ist diese Art von Mutterkuh-Haltung natürlich mit viel mehr Aufwand verbunden. Dennoch ist dies hier in Costa Rica die gängige Praxis (obwohl die Kälber bei den großen Betrieben nur ein paar Stunden bei den Mutterkühen bleiben dürfen). Möglich ist das sicher aber nur, weil der Milchpreis in Costa Rica verhältnismäßig sehr hoch ist.
Für uns auf jeden Fall ist diese Art von Mutterkuh-Haltung eine schöne Lösung, die wir mit gutem Gewissen vertreten können.